Die Wahlfamilie - Ein Modell
für die Zukunft
Eigenschaften und Vorteile in Stichworten:
- Rund 60 Personen finden sich zu einer frei
gewählten Großfamilie zusammen.
- Viele Sachen und Aufgaben werden gemeinsam
genutzt bzw. erledigt, so dass jeder bei geringerem finanziellen und
zeitlichem Aufwand gleichzeitig ein deutliches mehr an Lebensqualität
gewinnt.
- Der unverzichtbare Gegenpol dazu ist die durch
verbindliche die Privatsphäre schützende Regeln und durch entsprechende
bauliche Gestaltung geförderte Individualität und private
Rückzugsmöglichkeit jedes einzelnen.
- Kinder, die in einer Kleinfamilie Einzelkinder
wären, wachsen mit anderen Kindern gemeinsam auf.
- Behinderte und Pflegebedürftige können
leichter integriert bzw. gepflegt werden, da entstehende Belastungen auf
viele Schultern verteilt werden.
- Allein erziehende Elternteile können
berufstätig sein, da für deren Kinder immer Betreuungsmöglichkeiten durch
vertraute Bezugspersonen vorhanden sind.
- Berufstätige bringen schwerpunktmäßig
finanzielle Mittel und Erwerbslose schwerpunktmäßig Arbeitseinsatz in die
Wahlfamilie ein. So kann jede dieser beiden Personengruppen an dem sparen,
was sie gerade nicht so viel hat: Die einen Zeit und die anderen Geld.
- Es gibt Leute, die finden bügeln gar nicht so
schlimm. Andere mögen es zu kochen. Wieder andere handwerkeln gern. Dann
gibt es noch Präferenzen für Putzen, Krankenpflege, Gartenarbeit und
vieles mehr. In der Wahlfamilie kann die Arbeit so verteilt werden, dass
jeder das tut, was er/sie besonders gerne tut bzw. besonders gut kann.
- Wenn eine Wahlfamilie sehr heterogen ist -
also Alt und Jung, Familien und Singles, Erwerbstätige und Erwerbslose,
Akademiker und Arbeiter, Gesunde und Kranke/Behinderte... - dann können die
Stärken und Schwächen in jeder Hinsicht untereinander ausgeglichen werden.
Die Prinzipien von Arbeitsteilung und Solidarität schaffen dann eine Oase
der sozialen Sicherheit und gehobenen Lebensqualität.
- Die meisten Geräte im Haushalt einer
Kleinfamilie werden nur wenige Stunden in der Woche genutzt - wenn
überhaupt. Und durch begrenzte finanzielle Mittel sind viele gewünschte
Geräte gar nicht da bzw. nur in einer mittleren Qualität. Durch die
gemeinsame Nutzung von mehreren Dutzend Personen kann in der Wahlfamilie
trotz geringerer Kosten pro Person eine höhere Qualität und Quantität von
Geräten angeschafft werden. Beispiele für Gerätegruppen: Küchengeräte,
Werkzeuge, Unterhaltungselektronik, Heimcomputer, Spielgeräte, Sportgeräte
und vieles mehr
- Auch Dinge, die für eine Kleinfamilie oft
eher Luxus sind, könnten in einer Wahlfamilie gut finanziert werden. Sehr
verschiedene Beispiele: Sauna, Gästezimmer, Swimmingpool, Pferde, Segelboot
und vieles mehr
- Im Kühlschrank einer Kleinfamilie befinden
sich vielleicht drei bis sechs geöffnete Käse- und Wurstsorten und im
Schrank vielleicht zwei geöffnete Müslisorten. In der Wahlfamilie wird die
tägliche Auswahl in jeder Hinsicht um ein vielfaches höher sein. Und
trotzdem sind die Kosten und der Zeitaufwand für die Beschaffung und
Vorbereitung der Mahlzeiten pro Person deutlich geringer, da in größeren
Mengen eingekauft und arbeitsteilig vorbereitet werden kann.
- Im Fernsehen kommt Montag Abend ein Film, den
Sie unbedingt sehen möchten. In der Kleinfamilie heißt es dann oft
diskutieren und verzichten. In der Wahlfamilie finden sich fast immer
Gleichgesinnte, mit denen Sie den Film gemeinsam sehen können. Und genug
Fernseher - natürlich in getrennten Räumen - gibt es auch.
- Sie möchten Dienstag Abend spontan Joggen
(oder: in die Sauna gehen, grillen, Schach spielen etc.). Wahrscheinlich
werden Sie nicht lange suchen müssen, wenn Sie dies gerne mit anderen
zusammen tun möchten. Und wahrscheinlich werden dies andere Personen sein,
als diejenigen, mit denen Sie am Vortag den Film anschauten.
- Durch die vergleichsweise vielen Personen, aus
denen sich eine Wahlfamilie zusammensetzt, werden sie immer Leute finden,
die auf Ihrer Wellenlänge sind. Und da durch die Personenzahl bedingt u.a.
auch das gemeinsame Wohngebäude entsprechend weitläufig ist, haben Sie
fast immer die Möglichkeit, denjenigen Personen aus dem Weg zu gehen, die
Ihnen nicht so sympathisch sind.
- Für die Zukunft sehe ich in Ländern wie
Deutschland das Realeinkommen der Menschen stetig sinken. Ferner werden
staatliche Sozialleistungen kontinuierlich abgebaut. (Die Ursachen beider
Entwicklungen sind u.a.: Der globale Wettbewerb, die Folgen der kaum noch
steigerbaren Staatsverschuldung und die langsam eintretenden ökonomischen
Auswirkungen der Umweltzerstörung und des Ressourcenverbrauch der
vergangenen Jahrzehnte) Beide Entwicklungen können durch einen Wechsel in
eine Wahlfamilie kompensiert werden. Soziale Sicherheit und Lebensqualität
bleiben erhalten oder werden sogar noch gesteigert.
- Von Arbeitnehmern u.a. wird zunehmend mehr
Mobilität gefordert. Eine echte Großfamilie kann so auf Dauer nur schwer
bestehen, da die einzelnen Familienmitglieder sich entweder nach und nach
über immer größere Distanzen verteilen oder andererseits berufliche
Nachteile auf sich nehmen, um bei der Familie zu bleiben. Aber wenn es
zukünftig diverse Wahlfamilien gibt, so verliert ein Wohnortwechsel einen
Teil seines Schreckens, da man von einer in eine andere Wahlfamilie wechseln
kann. Auch für Wochenendpendler und für einen Wohnortwechsel auf Zeit kann
es sehr angenehm sein, neben der "echten" Wahlfamilie noch eine
Gast-Wahlfamilie in einem anderen Ort zu haben. Grundsätzlich ist eine
Wahlfamilie ein offenes Gebilde, welches durch die Fluktuation der
Familienmitglieder nicht gefährdet wird. Die einzelnen Personen bzw.
Kleinfamilien innerhalb einer Wahlfamilie können so einerseits sehr
flexibel in der Änderung ihres Wohnortes sein und müssen andererseits
nicht auf die diversen Vorteile einer großen Familie verzichten.
- Ein weiterer Negativtrend ist zur Zeit die
Vereinzelung von Menschen (= es gibt mehr Singles und Alleinerziehende als
je zuvor) und die Ökonomisierung sozialer Aufgaben (= Während die mittlere
Generation arbeitet wird die jüngere Generation an Kindergrippen, -gärten
und -horte, Ganztagsschulen und Tagesmütter abgegeben. Die ältere
Generation sitzt derweil oftmals im Alten- oder Pflegeheim oder wird von ambulanten
Pflegediensten betreut.) Eine Wahlfamilie kann hier - bei Bewahrung der
Privatsphäre jedes einzelnen - deutlich besser dem Wesen des Menschen
angepasste soziale Beziehungsgeflechte und mehr Geborgenheit bieten.
Ein paar Ideen zur formalen bzw. rechtlichen
Ausgestaltung:
- Jede Wahlfamilie hat einen bzw. besteht aus
einem eingetragenen Verein. Jedes Familienmitglied (ab einem bestimmten
Alter) ist Mitglied des Vereins und hat somit ein gleichberechtigtes
Stimmrecht über alle Belange der Wahlfamilie. Der eingetragene Verein ist
als juristische Person von der Fluktuation der einzelnen Mitglieder
unabhängig und kann auch nach einem langen Zeitraum noch bestehen, wenn
inzwischen alle ursprünglichen Familienmitglieder gewechselt sind.
- Alle Wahlfamilien schließen sich zu einem
Dachverband zusammen. Dieser Verband unterstützt die Gründung neuer
Wahlfamilien, hilft in Not gekommenen Wahlfamilien und koordiniert die
Einigung bei übergreifenden Regelungen, wie z.B. beim Wechsel von Personen
von einer zu einer anderen Wahlfamilie. Rechtsform des Dachverbandes ist die
GmbH.
- Die Gebäude, in denen die Wahlfamilien
wohnen, gehören einer Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Komplementär
der KGaA ist die GmbH des Dachverbandes (zusammen = GmbH & Co. KGaA). Somit ist einerseits der Einfluss
des Dachverbandes über u.a. das Recht auf Geschäftsführung und
Außenvertretung gesichert und andererseits können leicht über die Ausgabe
von Aktien
größere Mengen an Kapital gesammelt werden. Ein direktes Eigentum der
einzelnen Wahlfamilien an den von ihnen bewohnten Gebäuden birgt ein
großes finanzielles Risiko. Gehen kurz- oder mittelfristig die Anzahl der
(gut verdienenden) Personen einer Wahlfamilie zurück, so kann durch die
notwendige Verteilung der Kosten auf die restlichen Personen und daraus
resultierender weiterer Weggänge leicht eine Abwärtsspirale in Gang
gesetzt werden. Gehören die Gebäude der KGaA wird das Risiko auf viele
Wahlfamilien verteilt und
somit eine langfristig solide finanzielle Basis geschaffen.
Bei allgemeinen Anmerkungen, konkretem Interesse
etc. freue ich mich über Post an:

20. November 2004
Update vom 28. August 2016:
Aus der Vision Wahlfamilie wurde die Organisation NOVAMILIA.
Neuigkeiten und konkrete Infos findet Ihr ab sofort dort.